Eine Kirche in Tansania, entworfen von dem Kronberger Architekten Max-Werner Kahl Afrika lockt und fordert Private Kronberger Entwicklungshilfe

Kronberg (wbi) - Es ist offenkundig: Die Menschheit rückt immer enger zusammen, die Globalisierung schreitet unaufhaltsam fort, und damit stoßen auch die bestehenden Gegensätze, etwa die zwischen Arm und Reich, immer heftiger aufeinander. Konsequenz: im Interesse eines friedvollen Zusammenlebens geht die Not des anderen alle an. Mit Blick darauf hatte bereits im Jahre 1968 der damalige Papst Paul Vl. klarsichtig erkannt: "Frieden ist der neue Name für Entwicklungshilfe." Dass neben der etablierten staatlichen Entwicklungshilfe und den Projekten der Kirchen auch private Initiative Raum findet, unterstützend einzugreifen, zeigt die Arbeit einer Kronberger Gruppe von Helfern, die sich in der afrikanischen Niederlassung der Heilig Geist Schwestern aus Mammolshain engagiert.

Der Anflug auf Tansania, seit 1964 ein selbstständiger Staat; zeigt Afrika von einer seiner schönsten Seiten, nämlich den majestätischen Kilimandscharo, mit 6100 Metern den höchsten Berg dieses Kontinents. Der Landweg der Reisegruppe führt von der Hauptstadt Daressalam aus an den Fuß des Berges in die Nähe der Stadt Moshi. Hier unterhalten die Schwestern eine Station mit Sozialeinrichtungen. Eine Kirche ist im Bau. Schon von weitem wundert sich der Kronberger Architekt Max-Werner Kahl dass das entstehende Werk, dessen Planzeichnungen er gefertigt hat, ausladend wirkt. In der Tat ergeben die Messungen an Ort und Stelle: Der Rundbau ist fünf Meter breiter geraten als von ihm vorgesehen.

So macht sich Fritz Kopp, der Statiker des Teams, daran, die Tragfähigkeit des Daches neu zu berechnen, und auch die anderen Helfer aus Deutschland packen an nach den Anweisungen aus dem zum "Baubüro" umfunktionierten kleinen Esszimmer der Schwestern. Dort sitzt auch der mitangereiste Architekturstudent, der nach den Kronberger Plänen maßstabgerecht aus Zahnstochern kleine, anschauliche Modelle fertigt. "Ja, hier kann unser Wissen eingebracht werden", resümiert Kahl, "unter Voraussetzungen, die wir daheim nicht haben. Hier gilt es vor allem, Strategien zu entwickeln, was technisch überhaupt machbar ist."

Er selbst kam 1993 in Kontakt mit den Projekten der Schwestern, als Paul Albert Simon seinerzeit Pfarrer von St. Peter und Paul in Kronberg, unverfänglich fragte. "Wer will mal mit nach Tansania?" Tatsächlich brachen damals zwölf junge Männer des kirchlichen Familienkreises zu einem Informationsbesuch auf - Safari eingeschlossen. Sie lernten ein faszinierendes Land mit uralter Geschichte kennen (Forscher nehmen heute an, dass dort die Wiege der Menschheit gestanden hat) und besuchten die Schwesternstation.

Der Besuch sollte nicht ohne Folgen bleiben. So äußert im Jahre 1998 die Oberin Schwester Elisabeth den Wunsch nach einer "chapel", und die Kronberger schreiten zur Tat: Es entsteht die Konzeption eines Kirchenbaus, der die afrikanischen Bedürfnisse berücksichtigt. Die runde Form des äußeren Baukörpers lehnt sich au die der Massaihütten an. Der Wasserversorgung wird dadurch Rechnung getragen, dass kreisrund um den Bau angeordnete Zisternen das vom Dach ablaufende Wasser auffangen. Wegen der multifunktionellen Nutzung der Kirche steht an Stelle eines herkömmlichen Altaraufbaus eine konkav gebogene Wand, auf die Filme projiziert werden können über Themen wie Familienplanung, Hygiene oder Volksgesundheit. Weiter vorgesehen sind eine Sakristei, ein Meditationsraum sowie ein Büro mit Hilfsstation. Die Bautätigkeit bedeutet für die einheimischen Kräfte die ihren nach deutschen Verhältnissen kärglichen Lohn wöchentlich ausbezahlt bekommen, Beschäftigung für mindestens zwei Jahre. Während so in Afrika ein von Kronberg aus gesteuerter Sakralbau mit Mehrzwecknutzung entsteht, kommt ein Wort Goethes in den Sinn.

Der Dichterfürst gelangte zwar gegen Süden nur bis Sizilien, aber gleichwohl vermochte er weit blickend so zu urteilen, als hätte er das Bauprojekt im fernen Afrika schon vor Augen gehabt: "Ein wohl ausgedachter Plan, wenn er ausgeführt da steht, lässt alles vergessen, was die Mittel, um zu diesem Zweck zu gelangen, unbequemes mögen gehabt haben."

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