Europa und Afrika zusammenbringen

Frage: Vor gut einem Jahr hatte ich Sie schon mal "An der Strippe". Damals stand die Kirche am Fuß des Kilimandscharo bis zur Traufe. Wie sieht es heute aus?
Kahl: Das Dach ist bereits drauf. Aus statischen Gründen musste bei 1000 Quadratmetern stützenfreier Konstruktion noch eine untere Deckung eingezogen werden. Ich habe gerade einen Anruf bekommen, dass der Bischof von Mosche die Magnificat-Kirche, die multifunktional zum Beispiel auch von der Krankenstation als Bildungsstätte genutzt werden soll, am 28. Februar einweihen wird.
Frage: Waren Sie im Laufe des Jahres noch mal dort?
Kahl: Ja, wir waren mit einer kleinen Gruppe im Frühjahr unten und haben die Entwürfe für Fassaden und Fenster mit verschiedenen Entwürfen 'mit den dortigen Heilig Geist Schwestern erörtert und dann mit heimischen Firmen intensiv gesprochen, was vor Ort zu fertigen ist. Solche Verhandlungen sind nicht mit deutschen Maßstäben zu vergleichen. Gerade gestern habe ich per E-Mail. erfahren, dass es mit den unteren Glasflächen .Probleme gibt und man noch 20000 Euro benötigt. Ob ich das Geld auftreibe, weiß ich noch nicht.
Frage: Fliegen Sie vor der Einweihung noch einmal dorthin?
Kahl: Nein, wir möchten ja auch die Kosten so gering wie möglich halten und nutzen zusammen mit in Mammolshain wohnenden Heilig Geist Schwestern moderne Kommunikationstechniken.
Frage: Lassen Sie alles vor Ort produzieren?
Kahl: Nein, das ist alles sehr schwierig, daher haben wir die Aufträge für einige Einrichtungsgegenstände auch hier vergeben. Da wir aber nur wenig Geld haben, haben wir - ergänzend zu der phantastischen afrikanischen Schnitzkunst - einen altgedienten Schnitzer aus dem Offenbacher Raum beauftragt, die Tabernakelplatte herzustellen. Seine Auflage: Die ein Quadratmeter große Platte muss sich wie ein Puzzle zusammenbauen lassen, damit ich sie im Koffer nach Tansania transportieren kann. Nun hatten wir im Sommer in Kronberg als Vertretung einen Seelsorger aus Afrika. Der erläuterte in seiner Predigt den tieferen Sinn afrikanischer Schnitzkultur anhand von Fotos von den Altarschnitzereien für die neue Kirche, also Baumstümpfen. Dem stellte ein deutscher Priester europäische Schnitzkunst an der Tabernakelplatte vor. Beide Schnitzkulturen arbeiten mit dem selben Material, trotzdem stecken ganz unterschiedliche Ãœberlegungen und Ideen dahinter. Jetzt gilt es, diese beiden Elemente aus Afrika und Europa als Symbol für die Gemeinsamkeit für ein Werk in der neuen Kirche zusammen zu bringen.
Frage: Wer unterstützte Ihr Projekt eigentlich?
Kahl: Unter anderem viele Menschen aus der Gemeinde, aus meinem Freundeskreis. Eine italienische Familie veranstaltet zum Beispiel für wohl betuchte Bekannte ein Adventsfest mit Tombola zugunsten der Kirche. Viele Leute haben sich von dem Projekt begeistern lassen.
Frage: Sogar aus der Slowakei sind Sie unterstützt worden?
Kahl: Ja, bei einem Besuch in der Nähe von Bratislava sahen wir in einer alten Fabrik der Keramikmalerei in Modra Tongefäße als Rohlinge - Kelche. Uns wurde mitgeteilt, dass für den anstehenden Papstbesuch Keramikkelche hergestellt werden sollten. Aus diesem Gespräch entwickelte sich die Idee, dass auch die Kultgegenstände, die wir für die neue Kirche benötigten, dort in phantastischer Qualität hergestellt werden könnten, und zwar für wenig Geld. So sind für uns Kelche mit typisch slowakischen Verzierungen und dem original Papstzeichen versehen worden. Darüber hinaus hat die Künstlerin den Kilimandscharo und die neue Kirche auf den Fuß von Kerzenständern gemalt. Als Vorlage dafür dienten ihr ausschließlich Fotos. Als ich die Gegenstände während des Papstbesuches abholte, waren wir beide sehr glücklich. Ich denke, die Magnificat-Kirche wird eine Multi-Anlage mit einer bunten internationalen Einrichtung. Auf die Einweihung freue ich mich schon.
Frage: Da sind Sie also dabei?
Kahl: Ja, ich stelle gerade eine Liste der Interessenten zusammen, die mitfahren wollen. Auch unser alter Pfarrer möchte trotz Erkrankung unbedingt mitfahren. Ich muss die Teilnehmerzahl aber leider begrenzen, da die Schwestern dort gar nicht so viele Gäste unterbringen können.

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