Um einige Erfahrungen reicher: Kronberger Gruppe besuchte afrikanische Kirchweih

Kronberg (wbi) - Es lässt sich wohl kaum bestreiten, dass uns heute bei Begriffen wie "Globalisie-rung" oder "Entwicklungshilfe" nicht selten skeptische Gefühle beschleichen. Dass dies nicht so sein muss, in der Praxis vielmehr Erfahrungen und Eindrücke gesammelt werden können, die einer unbeschwerten Freude Raum geben, erfuhr in diesen Tagen eine 18-köpfige Gruppe Kronberger "Entwicklungshelfer" um den Architekten Max-Werner Kahl beim Kirchweihfest in Tansania/Afrika.
Bei der Einweihung der am Fuße des Kilimandscharo (5875,50 Meter hoch) liegenden Kirche "Magnifikat" (= sie möge preisen) fehlte es denn auch nicht an kontinentübergreifenden Besonderheiten. Kahl, der im Jahre 1993 auf Anregung des damaligen Kronberger Pfarrers Paul Albert Simon in Kontakt mit der Niederlassung der Mammolshainer Heilig Geist Schwestern in Sanya Juu, nahe der Stadt Moshi in Tansania kam, ließ sich nicht lange bitten, den Entwurf für ein Gotteshaus zu fertigen. Einheimische Kräfte übernahmen die Arbeit vor Ort, und so erhebt sich dort heute ein 1000 Quadratmeter großer multifunktionaler, stützfreier Rundbau in Form einer Massai-Hütte mit einem mächtigen, aus Eukalyptusholz gefertigten Dach.

Gleich nach der Ankunft steuerte die Reisegruppe neugierig auf den Neubau zu. "Wir waren entsetzt", berichtet ein Teilnehmer, "die Kirche war ja noch gar nicht fertig - und das kurz vor der Einweihung!" Die Kronberger krempelten die Ärmel hoch, und dank der in vier schwergewichtigen Koffern mitgebrachten Baumaterialien gelang die Fertigstellung quasi "im letzten Augenblick".

Am großen Tag der Einweihung sprangen Funken der überall ausbrechenden überschäumenden Freude auch auf die europäischen Gäste über. Gesang, Tanz und unbekümmerte Fröhlichkeit beherrschten die farbenprächtige Szenerie, wobei es kaum jemand auffiel, dass der in Vertretung des Zentralbischofs angereiste Generalvikar vor lauter Freude rund 60 Liter Weihwasser zur Segnung von Kirche und Menschen verbrauchte. Es wundert nicht, dass sich die fröhliche Stimmung selbst noch dadurch zu Lachsalven steigerte, als die älteren, nach deutscher DIN-Norm hergestellten, unter afrikanischer Sonne schnell brüchig gewordenen Plastikstühle zusammenbrachen, wenn sich jemand mit Schwung darauf niederlassen wollte.

Doch auch nachhaltigere Eindrücke brachten die Reiseteilnehmer mit nach Kronberg. So wird ein junger Mann nicht vergessen, wie er auf dem Gipfel des Kilimandscharo angesichts der ihn umgebenden majestätischen Landschaft seinen 22. Geburtstag beging, und einer jungen Frau bleibt die allenthalben zu beobachtende bittere Armut der Bevölkerung im Gedächtnis. Der Auffassung der Teilnehmer von den vielfältigen, zum Teil extremen Eindrücken gab der sonst eher nüchterne Arzt aus der Reisegruppe Ausdruck: "Das war wie ein Rausch". Die afrikanische Kirchweih ist vorbei, doch der Kronberger Gruppe wuchs eine Erkenntnis zu: Not lässt sich nicht isolieren. Es drängt sich das Wort von Papst Paul Vl. auf: "Frieden ist der neue Name für Entwicklungshilfe".

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