Der Dachstuhl steht


Die bereits aufgesetzten Sparren beweisen es:
Das Projekt der deutsch-afrikanischen Begegnungsstätte in Tansania ist bald auch baulich "unter Dach und Fach". Foto: privat

Von Alexander Schneider
Kronberg. Die von Kronberg aus betreuten Kirchenprojekte im tansanischen Sanya Juu und dem benachbarten Himo kommen gut voran. Der Kronberger Max-Werner Kahl, der als Architekt für die Bauten - zwei Kirchen, einen Kindergarten und eine deutsch-afrikanische Begegnungsstätte - verantwortlich zeichnet und in seinem Bemühen von zahlreichen privaten Geldgebern aus Kronberg und Umgebung unterstützt wird, sagte allerdings auch, dass "eine kleine Katastrophe im letzten Moment mit Gottes Hilfe" habe verhindert werden können.

Im Spätherbst war er mit einer kleinen Gruppe von Ingenieuren in das Land zu Füßen des Kilimandscharo gereist, um sich über den Stand der Bauarbeiten für eine in Himo geplante kleine Dependancekirche zur großen Magnificat-Kirche in Sanya Juu zu informieren, fand aber nur seltsam herumdrucksende Afrikaner vor, die ihm dann kleinlaut eröffneten, dass es da "ein Problem" gegeben habe: Der Baugrund, so hatte sich herausgestellt, war gar nicht im Besitz des zuständigen Bistums, sondern gehörte der muslimischen Gemeinschaft des Landes. Ums Haar wäre darauf eine christliche Kirche errichtet worden. Die Grundstücksangelegenheit soll jedoch friedlich beigelegt werden. "Der Bischof wird sich schon etwas einfallen lassen, vermutlich wird er das Grundstück kaufen", sagt Kahl.

Unterdessen konnte in der großen Magnificat-Kirche in Sanya Juu letzte Hand angelegt werden. Wie berichtet, befindet sich hinter dem Altar ein von dem Kronberger Wal-demar Hartmann entworfenes und von dem tansanischen Künstler Siegfried Jordan umgesetztes, den Altar konkav umfassendes Wand-gemälde. Jetzt ist es gelungen, die somit konvexe Rückwand des Gemäldes ebenfalls künstlerisch, wiederum unter Jordans Pinselführung, künstlerisch zu gestalten und dem kleinen Andachtsraum damit eine authentische Ausstattung zu verleihen. "Die Darstellung zeigt die Abendmahlszene, aber auf afrikanische Art", erzählt Kahl.

Die 12 Apostel wurden in den traditionellen Trachten der zwölf, im Gebiet von Sanya Juu beheimateten Stämme dargestellt und nehmen den Betrachter nicht zuletzt durch die ausdrucksvollen Gesichter der zwölf um den Tisch des Herrn herum sitzenden Männer regelrecht gefangen. Das Interessante dieser konvexen Darstellung: Wer das Bild anschaut, befindet er sich in dem halbrunden Raum hinter der Altarwand, hat das Gefühl, fast mit am Tisch zu sitzen. "Es entsteht eine Situation großer Nähe", so Kahl, der sich darüber freut, dass es erneut gelungen ist, mit Siegfried Jordan einen Schüler des wohl bekanntesten afrikanischen Kirchenkünstlers, Pater Polykarp, zu verpflichten. Bezahlt wurde das Salär des Künstlers übrigens durch den Verkauf von Max-Werner Kahls am Bettelstab im Kronberger Buchholz gewonnenen Kirschblütenhonig. Ganze 800 Euro konnten damit erlöst werden.

Ein großes Stück vorangekommen ist auch das dritte tansanische Projekt Kahls, die deutsch-afrikanische Begegnungsstätte. "Der Dachstuhl steht", berichtet der Architekt, der eine Fertigstellung des multifunktionalen und dem Kulturaustausch zwischen Tansania und Deutschland dienenden Gebäudes noch in diesem Jahr für möglich hält. Das Projekt wird rund 100 000 Euro kosten und unter anderem vom Erzbistum Köln sowie mehreren privaten Spendern unterstützt. "Die Finanzierung dürfte inzwischen gesichert sein", sagt Kahl. Die Einweihungsfeier werde aber sicher erst 2010 stattfinden.

Schon werden Pläne für die Innenausstattung geschmiedet. Die Wände des großen, zentralen Raumes, 45 laufende Meter, sollen später einmal die Geschichte des Projektes darstellen, wodurch auch die Verbindung zu Deutschland hervorgeht, denn die Begegnungsstätte entsteht auf dem Gelände einer ehemaligen, von Siedlern aus Hessen gegründeten Farm.

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