Baukonstruktive-Statische Besonderheiten
(Fritz Kopp, Deutschland)

Als mich Max Kahl Ende 2001 fragte; ob ich den Bau der Kirche bei den Schwestern in Sanja Yuu begleiten und besichtigen wolle, sagte ich mit Freuden zu, da ich die Station schon immer einmal besuchen wollte.

Kurz vor meiner ersten Reise zu Beginn der Baumaßnahme gab mir Max Pläne und die Statik. Ich bin Bauingenieur und habe zu Beginn meines Berufslebens bei HOCHTIEF einige Jahre als Statiker gearbeitet. Mit meinem Kollegen Herrn Elfroth, der zu Beginn mein Gruppenleiter im Technischen Büro war, sprach ich die Statik durch. Das Problem des freitragenden Bauwerks ist die Stabilität, nicht so sehr die Festigkeit der einzelnen Bauteile. Nach dieser Erörterung machte ich mich mit Max, Christina, Christian und Tobias zum ersten mal auf die Reise ins ferne Afrika.



Dort warteten einige, in Deutschland nicht bekannte Schwierigkeiten und Überraschungen auf uns:
Der Durchmesser der Kirche war bei unserer Ankunft nach den schon vorhandenen Fundamenten 5m größer als nach Plan und Statik.
Der Querschnitt der Stützen war ebenfalls größer.
Die Steine waren schwerer und von erstaunlich guter Qualität.
Über das Holz für das Dach konnte keiner etwas sagen.
Der Durchmesser der Bewehrung und die Stahlqualität entsprach nicht der Statik.


Zuerst machte ich mich an die Umrechnung der Statik auf die größere Kirche. Dies war nicht so schwer, ich hatte Stifte, Taschenrechner, Tabellenbücher, Papier und Lineal dabei. Doch wie sag ich's Raimond, dem einheimischen Baumeister, der nur Kisuaheli sprach. Also fertigte ich Skizzen und Christian baute mit Christina Modelle. Dann brauchten wir Zeit und Ruhe. Es dauerte, bis wir mit unseren Englischkenntnissen, die sich immer mehr verbesserten, den Schwestern, die technische Laien sind, unsere Ideen und Lösungen auf Englisch verständlich machen konnten. Die Schwestern versuchten dann, es Raimond zu erklären. Manchmal war es wie "stille Post" und ich wusste nicht, ob alles verstanden wurde.



Eine strenge Kontrolle, wie in Deutschland üblich, war nicht möglich. Aber das Bauwerk hat ein paar Reserven. Die Ringbalken werden bei Wind in der oberen Ebene weitgehend auf Druck belastet, da ist die Bewehrung nicht so wichtig und schneien wird es nicht. Die untere Ebene wird durch die Wände in der Kirche zusätzlich ausgesteift, dies berücksichtigt die Statik nicht.

Ein Jahr später flog ich mit Max, Christina und Christian erneut nach Tanzania. Beim Dachbau war es zu Problemen gekommen. Das Holz der Binder war von hoher Qualität, daran lag es nicht. Aber die Binder waren nicht schön gerade, sondern hatten sich verzogen. Die Verbindungsmittel waren auch nicht Nägel, wie mühevoll gezeichnet, sondern afrikanische Stabdübel, was kein Schaden ist. Das Holz ist zu hart zum Nageln. Aber es wurde gut improvisiert. Nur die Aussteifungsringe der Binder fehlten. Nach tagelanger Diskussion mit Raimond, Max, den Schwestern und dem Zimmermann einigte man sich auf die Lösung mit der Verschalung der Decke. Dies versteckt auch die, zum Teil nicht so schöne improvisierte und verzogene, Holzkonstruktion und dient zur nötigen Aussteifung.

Mein Bedauern war groß, aus beruflichen Gründen die Einweihung nicht erlebt zu haben. Aber ich werde die fertige Kirche sicher besuchen.

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