Erinnerungen an die Kilari-Farm
(Sr. Reingard Lohmeyer, Mammolshain, 26.06.2004, Deutschland)

Als ich im September 1967 von der Leitung meiner Gemeinschaft nach Tanzania geschickt wurde, war es meine erste Aufgabe, die afrikanischen Schwestern und Kandidatinnen zu unterrichten, und zwar hauptsächlich in Rauya. Von dort aus bin ich oft mit dem Auto zu unseren Schwestern nach Moshi und Sanya Juu gefahren, um ihnen Unterricht in Englisch und theologischen Fächern zu geben. Anfangs waren die Schwestern in Tanzania noch stark von der Unterstützung der Gemeinschaft in Deutschland abhängig. Aber das konnte schon bald geändert werden. Mit Hilfe des damaligen Bischofs von Moshi, Bischof Joseph Kilasara, mit dem Rektor Bernhard Bendel befreundet war, und mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Bischofskonferenz konnte ein großes Stück Land in Sanya Juu, im West Kilimanjaro-Distrikt, erworben werden. Es liegt etwas 95 km von Rauya entfernt und hatte einem indischen Geschäftsmann in Moshi gehört, bei dem wir oft Baumaterialien gekauft hatten, der aber wegen der damaligen politischen Situation das Land hatte verlassen müssen.
So kam es, dass am l. April 1972 eine kleine Gruppe von Heilig-Geist-Schwestern von Rauya auf die Kilari-Farm übersiedelte. Die Lebensbedingungen dort waren sehr ärmlich. Das Farmhaus, die Umgebung mit den Stallungen, der Zustand der Tiere, die Toiletten, der Brunnen für Trinkwasser, alles musste erst einmal wieder in Ordnung gebracht werden. Die Schwestern und ihre Helfer begannen sofort mit Reparieren, Roden, Bebauen und Viehzucht. Ich kann mich gut an die ersten Nächte im alten Farmhaus erinnern: es war furchterregend! Die Ratten unter dem Dach jagten hin und her! Weil das Haus auf einem Hügel liegt, hatte der Wind freies Spiel und klapperte ständig an dem halbfesten Blechdach! Und als die Schwestern in dem kleinen Wohnzimmer, das eine lange Zeit auch als Hauskapelle diente, im offenen Kamin ein Feuer machen wollten - die Nächte konnten trotz der Hitze am Tag recht kühl sein -, erlebten sie eine neue Überraschung: ein Bienenvolk hatte den Kamin bewohnt, und als die Hitze und der Rauch in den Kamin zogen, fing es plötzlich von oben her an zu tropfen! Honig zischte auf das mühsam entfachte offene Feuer! Hunderte von toten Bienen folgten! Welch ein Schrecken!



Das große Grundstück bot eine gute Ausbildungsstätte für unsere jungen Schwestern, die bald sehr zahlreich in die Gemeinschaft eintraten. Es musste ein neues Haus gebaut werden. Dieses wurde 1975 von Bischof Joseph Sipendi von Moshi gesegnet und eröffnet. Nachdem die jungen Schwestern zunächst als Kandidatinnen ein Jahr lang in Rauya ausgebildet worden waren, siedelten sie jetzt nach Sanya Juu um, wo sie eine solide geistliche und theologische Ausbildung erhielten und zudem noch gute praktische Farmarbeit leisten konnten. Bald wurde den Bedürfnissen der Menschen auf der Farm und in der näheren Umgebung entsprechend eine "dispensary" (Medikamentenausgabe) und eine kleine Krankenstation, nicht weit vom Farmhaus entfernt, gebaut, wo die Kranken erste Hilfe und bald auch ärztliche Versorgung erhalten konnten. Eine willkommene Einrichtung wurde ein Kindergarten. Eine Grundschule, von der Regierung gebaut, wurde den Schwestern zur Leitung anvertraut. Sie unterrichten dort, geben Erwachsenen Konvertitenunterricht und betätigen sich auf pastoralem und sozialem Gebiet.

Die Anwesenheit und Arbeit der Heilig-Geist-Schwestern hat vielen dort lebenden Menschen eine neue Perspektive für ihr Leben gebracht. Dafür sind wir Gott und allen Freunden, die uns unterstützt haben, von Herzen dankbar.

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