Bildung als Hoffnung<br />Kronberger plant Erweiterung für Schule in Tansania - Acht neue Klassenräume
Nach zwei Kirchen und einer Begegnungsstätte wird zu Füßen des Kilimandscharo mit Kronberger Hilfe nun auch noch eine Schulerweiterung um acht Klassen ermöglicht.
Von Alexander Schneider Die Schüler im tansanischen Himo sind wissbegierig, haben aber (noch) zu wenig Platz.
Die Projektion zeigt den geplanten Neubau.
Links soll eine Rutsche entstehen - als Spielgerät für die Kinder und Fluchtweg zugleich. Kronberg. Die mit Kronberger Hilfe ermöglichten Bauarbeiten in den tansanischen Schwestern-Stationen Sanya Juu und Himo waren mit dem Bau zweier Kirchen und des 2010 eingeweihten Amani-Hauses, einer deutsch-afrikanischen Begegnungsstätte, offensichtlich noch nicht beendet.
Jetzt steht der Kronberger Architekt Max-Werner Kahl, der auch für die bisherigen Projekte in Afrika die Planungen übernommen hatte, erneut am Reißbrett: Die Paul-Albert-Simon-Schule, benannt nach dem früheren Kronberger Pfarrer, soll um einen zweistöckigen Erweiterungsbau mit bis zu acht Klassenräumen vergrößert werden.
Das Kindermissionswerk Sternsinger aus Aachen will sich mit 80 Prozent an den Baukosten beteiligt. "Damit ist nicht nur die Gesamtbaumaßnahme gesichert, vielmehr wird vier- fünfhundert Kindern die Chance auf einen Schulabschluss gegeben", sagte Kahl und stellt den bereits fertigen Entwurf für die Schule vor.
Schiff auf zwei Ebenen
Der Baukörper hat die Form eines Schiffes, in seinem Inneren liegt auf zwei Ebenen ein bepflanzter Innenhof, die inneren umlaufenden Wege sind verschattet. Am "Schiffsbug" schlängelt sich vom zweiten Geschoss aus eine Wendelrutsche – ähnlich einem Elefantenrüssel – zu Boden. Eine Sandfläche garantiert die sichere Landung. Die Rutsche ist Spielgerät und zugleich Fluchtweg für die Schulklassen im Obergeschoss.
"Im November soll der Zuschlag an eine Firma erteilt werden, Wettbewerb, Vertrauen und Fachkenntnis sind Voraussetzungen", so Kahl. Um die Beschaffung des Baumaterials werde sich die Frauengemeinschaft kümmern.
Kahl hat bereits zahlreiche Gästegruppen aus Kronberg und Umgebung in das Land am Fuße des Kilimandscharo geführt und steckt bereits in den Vorbereitungen für die nächste Reise, die vom 28. Oktober bis zum 9. November stattfinden soll. Die Gruppe wird während ihres Aufenthalts in Himo im neuen Amani-Haus logieren. Wenn alles klappt, könnten sie vielleicht schon der Grundsteinlegung für das neue Schulgebäude beiwohnen, erklärt Kahl.
Ärtzliche Untersuchungen
Ferner sollen bei der Reise zusätzliche Exponate für das Museum im Amani-Haus übergeben werden. Einige werden von Stephan Cropp fototechnisch aufbereitet und im Herbst von den Mitfahrenden im Amani-Haus katalogisiert und ausgestellt.
Und es gibt noch weitere Unterstützung für Tansania aus Kronberg und der Umgebung: Sigrid Jost (Kronberg) und Angelika Riedl (Oberhöchststadt) werden während des Aufenthaltes Nähkurse anbieten. Gudrun Becker-Schlünder, pensionierte Lehrerin der Altkönigschule, sowie der im Ruhestand lebende Kronberger Zahnarzt Rainer Stoll wollen darüber hinaus während des Besuchs zahnärztliche Reihenuntersuchungen der Kinder in Himo und Sanya Juu vorbereiten und die Schwestern entsprechend schulen. Jedes Schulkind erhält außerdem einen selbst zu gestaltenden Zahnputzbecher.
Eine Familie aus Schwalbach stiftet außerdem für die Kinder mehrere Hundert Zahnbürsten, die in der Schule verbleiben sollen und nach den Schulmahlzeiten zum Einsatz kommen werden. Darüber hinaus ist eine Reihenuntersuchung von rund 600 Schulkindern in Himo und Sanya Juu geplant. Das für die Dokumentation benötigte Notebook wurde von einer Familie aus Bad Soden gespendet.
Zum Thema: Von der Dürre verschont
Das seit 1961 unabhängige Tansania gehört mit einer Bevölkerung von über 41 Millionen Einwohnern und einer Fläche von knapp 950 000 Quadratkilometern zu den größten Staaten Afrikas und liegt zwischen Kenia und Mozambique an der Ostküste des Kontinents.
Während in den nördlichen Regionen der Ostküste, vor allem in Somalia und Äthiopien, eine große Hungersnot herrscht, von der nach aktuellen Angaben rund 11,5 Millionen Menschen betroffen sind, geht es Tansania (noch) vergleichsweise gut.
Der tansanische Landwirtschaftsminister Professor Jumanne Maghembe bot am vergangenen Wochenende den betroffenen Nachbarstaaten Hilfe an. Laut der kenianischen Wochenzeitung "The East African" forderte Maghembe die Nachbarstaaten auf, direkt mit der Regierung über Hilfslieferungen zu reden, statt sich an Zwischenhändler zu wenden. Tansania verfüge derzeit über einen Überschuss von 1,7 Millionen Tonnen Lebensmittel, den es verkaufen könne. Im Mai hatte das Land noch ein mehrmonatiges Ausfuhrverbot für Nahrungsmittel erlassen, um die heimische Versorgung zu sichern und damit Preisstabilität zu gewähren.
Zum Problem entwickele sich derweil der Schmuggel. Über 400 Tonnen Mais sollen täglich illegal in die Krisenregion ausgefahren werden – und dort für horrende Summen verkauft werden. hko ( hko)
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