Containerweise Hilfe für Tansania - Koordinierte Hilfsaktion soll afrikanischen Schülern nützen
Die riesigen Überseecontainer, die derzeit auf dem Weg nach Ostafrika sind, sind bis unter die Decke voll mit Ausstattung, die in Himo und Sanya Yuu dringend gebraucht werden. Vor allem von der unterstützten Schule wird der Transport sehnsüchtig erwartet.

Von Manuela Reimer


Kronberg/Oberursel. - Was hierzulande in dunklen Schulkellern verstaubte, wird bald die Lebens- und Lernbedingungen von etlichen Kindern in Tansania verbessern: Sechs Wochen werden die drei großen Seefrachtcontainer brauchen, bis sie von Oberursel aus per Schiff und Lastwagen nach Tansania gebracht worden sein werden. Der Förderverein Himo, engagierte Kronberger und Frauen des Heilig-Geist-Werkes in Königstein-Mammolshain haben sie voll gepackt mit Kleidung, Arztinventar, Computern und Nähmaschinen. Der Kreis steuerte jede Menge gebrauchte Schulmöbel bei.

"Helfen zu können, ist für jeden Einzelnen von uns etwas Positives", sagt Max-Werner Kahl. Der Kronberger Architekt und all die anderen, die sich für die allein gelassenen Frauen und Kinder in Himo und Sanya Yuu (Tansania) einsetzen, sind echte Macher. Ihnen war nicht entgangen, dass im Hochtaunuskreis dank des millionenschweren Schulbauprogramms viele Einrichtungen neu gebaut oder auf den neuesten Stand gebracht wurden.

Da bleibt natürlich so einiges an alten Möbeln übrig, die noch gut erhalten sind – dachten sich die Organisatoren um Kahl und fragten kurzentschlossen bei den entsprechenden Stellen an. Und tatsächlich: Bei einer Inspektion, die Kahl zusammen mit einem Vertreter des Hochtaunuskreises und der Kronbergerin Gudrun Becker-Schlünder vom Vorstand des Fördervereins Himo durchführte, fanden sie etliches im Schulmöbel-Fundus, was für den Kreis entbehrlich und für die Tansanier nützlich war.

Bevor die Möbel jetzt auf die Reise zu den 176 Mädchen und Jungen der Paul-Albert-Simon-Schule in Himo gehen konnten, hieß es jedoch anpacken: Rund 230 Holzstühle für Grundschulkinder, 95 Doppeltische aus Holz, acht Tafeln mit Unterkonstruktion, drei Pinnwände, und unzählige Schwämme, Mülleimer, Tafelwischer und sogar zehn Kleiderhakenstangen schleppten engagierte Bürger aus Kronberg und Königstein mit Kahl und Becker-Schlünder aus dem Keller der Dependance des Gymnasiums Oberursel im dortigen Gewerbegebiet An den Drei Hasen.

Die Schule wächst

Die drei von der Post-Tochter DHL gesponserten Container standen schon bereit. Zwei davon wurden mit dem Schulinventar beladen und gehen an die Paul-Albert-Simon-Schule in Himo, die unter der ehrenamtlichen Bauleitung von Kahl 2007 errichtet wurde. 2008 eröffnete sie ihren Kindergarten, 2009 und 2010 die ersten beiden Grundschulklassen. Anfang des Jahres konnte dann eine dritte Grundschulklasse eingerichtet werden.

"Mit 60 Euro können wir ein Kind ein Jahr lang zur Schule schicken, davon Kleidung, Lehrer und Schulmittel bezahlen", sagt Gudrun Becker-Schlünder. Für die Spende des Kreises ist sie mehr als dankbar, "das Geld, um die Möbel oder nur das Holz dafür zu kaufen, hätten wir nicht gehabt". Doch Möbel sind nicht alles: Die engagierte Kronbergerin, die selbst gerade wieder auf dem Weg nach Himo ist, hat zusätzlich jede Menge Kinderkleidung gesammelt und in die Container gepackt. Hauptgeber waren Kindergartenkinder der katholischen Kita in Oberhöchstadt und der Kita St. Marien in Königstein, die Patenschaften übernommen haben. Und im privaten Gepäck für ihre Tansania-Reise befinden sich 180 Bleistifte, Buntstifte und Puzzle. "Ich bettle inzwischen überall", so die 72-Jährige.

Der dritte Container geht nach Sanya Yuu und ist für das AMANI-Haus, eine deutsch-afrikanische Begegnungsstätte mit Museum, Schule, Entbindungsstation, Zahnarztklinik und Krankenhaus, bestimmt. Die Einrichtung darf sich über Zahnarzt-Behandlungsstühle freuen, die vom Kronberger Zahnarzt Dr. Rainer Stoll gesammelt wurden. Der Kronberger Internist Dr. Peter Schulte trug eine komplette Ausstattung für einen Operationsraum zusammen. Dazu kommen Computer, gespendet von der Firma spielmann’s officehouse. Laptops steuerten die Kronberger Familien Densinger und Nitsche bei, außerdem sind gebrauchte Nähmaschinen an Bord. "Das Wichtigste ist, dass die Kinder Chancen für später bekommen", sagt Schwester Hildegard Graf von den Heilig-Geist-Schwestern in Mammolshain.

Landrat Ulrich Krebs (CDU) schickte die Container persönlich auf die Reise: "Die Möbel werden jungen Menschen bessere Startchancen geben." Gleichwohl gibt es noch viel zu tun: "Wir planen eine Erweiterung der Schule um vier Klassen, damit die Kinder in Himo ihre Schulausbildung abschließen können", sagt Becker-Schlünder. Und: "Zurzeit reicht das Geld nur für eine nahrhafte Mahlzeit am Tag. Die Kinder haben kein Frühstück." Ein Zustand, der unbedingt geändert werden muss, appelliert die Kronbergerin.


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