Mit Zahnstochern die Statik geprüft

Kronberg (Katja Sperling) - Am Fuße des majestätischen Kilimandscharo entsteht mit Kronberger Hilfe eine Kirche im Stil einer Massai-Hütte. Der Kronberger Architekt Max-Werner Kahl war schon einige Male in Sanya Juu in Tansania, das zur Diözese Moshi gehört, um nach dem Fortschritt der Bauarbeiten zu schauen. Er unterstützt das Projekt unentgeltlich mit seinem beruflichen Knowhow.

"Wir haben zu den Heilig Geist Schwestern in Mammolshain Kontakt", schildert Kahl. Die Schwestern unterhalten in der Nähe der Stadt Moshi eine Station mit Sozialeinrichtungen. Der Orden der Heilig Geist Schwestern wurde auf Bitten des Bischofs von Limburg, Dr. Wilhelm Kempf, Pfingsten 1950 gegründet. "Er hat Pfarrer Bernhard Bendel in Mammolshain mit der Ausbildung und Betreuung der Schwestern beauftragt", erläutert Kahl. "1964 gingen zwei deutsche Schwestern nach Tansania, um dort pastorale uns soziale Aufgaben übernehmen. Gleichzeitig haben sie dort eine Gemeinschaft aufgebaut, die heute 194 Schwestern sowie 40 junge Schwestern in Ausbildung beherbergt."

Kahl hat 1993 zum ersten Mal von dem Projekt gehört: "Damals war Pfarrer Paul Albert Simon noch Pfarrer unserer Gemeinde St. Peter und Paul", erzählt er. "Als er ganz unverfänglich fragte, wer mit will zu einer Fahrt nach Tansania, machten sich zwölf Kronberger zu einem ersten Informationsbesuch auf", sagt Kahl. "Unser Besuch dieses faszinierenden Landes und der Schwesternstation in Sanya Juu sollte nicht ohne Folgen bleiben." 1998 äußerte eine der Schwestern zum ersten Mal den Wunsch nach einer Kirche. "Wieder zu Haus, haben wir uns gleich an die Planung gesetzt, bei der wir die afrikanischen Bedürfnisse berücksichtigt haben. Die runde Form des Baukörpers, so der Architekt, erinnere an die Form der Massai-Hütten."

"Als wir wieder nach Tanzania reisten war die Kirche schon im Bau", erklärt der Architekt. Mit fachmännischem Auge erkannte er schon von weitem, dass das entstehende Werk, dessen Planzeichnungen er von Kronberg aus nach Sanya Juu geschickt hatte, zu ausladend wirkte. "Messungen an Ort und Stelle ergaben, dass der Rundbau fünf Meter breiter geworden war, als vorgesehen." Der Statiker im Team der Kronberger Reisegruppe, Fritz Kopp, machte sich gleich an die Neuberechnungen der Tragfähigkeit des Dachs. "Wir haben für unsere Arbeit kurzerhand das Esszimmer der Schwestern zum Baubüro umfunktioniert", erinnert sich Kahl. Dort wurde aus Zahnstochern maßstabgerecht das Modell nach den Kronberger Plänen erstellt. "Die Herausforderung war geeignetes Holz zu finden, das widerstandsfähig gegen die Termiten ist."

Die Kirche, so Kahl, ist als multifunktionaler Raum konzipiert. "Dieser Raum wird auch als Krankenstation genutzt. Deshalb steht an der Stelle eines herkömmlichen Altaraufbaus eine konkav gebogene Wand, auf die Filme projiziert werden können über Themen wie Familienplanung, Hygiene oder Gesundheit." Die Bautätigkeit, so Kahl, bedeutet für deutsche Verhältnisse zwar kärglichen Lohn, aber für die Arbeiter Beschäftigung für zwei Jahre."

Das Projekt kostet insgesamt um die 100 000 Euro. "20 000 Euro haben wir dank Spenden und durch Eigeninitiative schon zusammenbekommen", meint Kahl. All die Spenden, die wir hier sammeln, sind in Tansania das 20-Fache wert."

Nähere Informationen über das Tansania-Projekt gibt Max-Werner Kahl, Telefon (06173) 940400.
Spendenkonto, Frankfurter Volksbank, mit der Nummer 300453260, Bankleitzahl 501900 00, Stichwort "Kirche Sanja Yuu"

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