Ein Abend im Amanihaus - Max-Werner Kahl erzählt


Heute ist Dienstag, der 21. Februar 2012. Ich sitze auf dem überdachten Ostbalkons des Amanihauses in Sanya Juu in Tansania, der lang erwartete Monsunregen hat für etwa eine Stunde das Himmelstor geöffnet und Massen von Wasser auf das nahezu ausgetrocknete Kilimandscharo freigegeben. Die 20cm breiten Regenrinnen laufen über und man freut sich darauf, dass die kürzlich fertiggestellten Zisternen wieder weiter gefüllt werden können.

Mensch und Tier sind überglücklich.

Der Kilimandscharo, den ich in den letzten 20 Jahren nahezu jährlich beobachten konnte ist vom Amanihaus aus gesehen zu einem Drittel mit Schnee bedeckt. Das habe ich bislang noch nicht beobachten können - ein gutes Zeichen für die Wasserversorgung Tansanias und Kenias rund um den Kili.



Gestern und heute hört man ständig Hubschraubergeräusche, die in den sagen umschriebenen Berg hineinfliegen. Bei diesem Schnee werden wagemutige Bergsteiger aus ihrer Not gerettet. Hier unten, bei ca. 1700m Höhe ist die Vegetation schlagartig aufgebrochen. Wir haben klare Luft, ca. 28° C, nachts schläft man gut.

Das Amanihaus wurde über die Giebelspitze -dort konnte ich ein kleines Loch entdecken- mit ca. 150 Fledermäusen besiedelt. Diese gilt es nun umzusiedeln. Sie scheinen sich zwischen abgehängter Decke und dem Trapezblechdach recht wohl zu fühlen. In der untergehenden Sonne schießen die Fledermäuse links und rechts vor unseren Augen vorbei.

Schwester Jukunda hat rund um das Amanihaus die Flächen innerhalb von 2 Jahren in einen botanischen Garten verwandelt. Wunderschöne Pflanzen in kräftigen Farben, die Bananenstauden sind voller reifer Früchte, die Mangofrüchte schmecken köstlich. Als Ergänzung zur Bepflanzung hat Siegfried Jordan mit Unterstützung von Pater Polykarp drei Kokospalmen vom Süden Tansanias (Dnanda, ca. 1800 km entfernt) zum Amanihaus transportiert. Gemeinsam haben wir die Bäume eingesetzt. In ca. 5-6 Jahren könnten hier erstmalig Kokosnüsse geerntet werden.



Ich höre Schritte. Eberhard Leitz, Stiftsverwalter der Familie Leitz (Leitzordner) kommt mit Beatus (Priester der Sambucogemeinschaft) um mit mir das Thema Masterplan in Tansania zu diskutieren. Immerhin entstehen in Nordtansania auffällig viele Schulen mit großen Nebengebäude mitten im Busch, ohne geordnete Baukörperbezüge zu den einzelnen Gebäudegruppen erkennen zu lassen. Das Wort Städtebau gibt es noch nicht, an Brandschutz, Fluchtwege, Bündelungen von Ver- und Entsorgungseinrichtungen bei größeren Versammlungsbauten muss trotzdem gedacht werden.

Herr Leitz zeigt mir seinen selbst gezeichneten Masterplan und schon geht das Licht aus. Der Strom wird für die nächsten Stunden nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Gespräche werden vertagt. Ein guter 35 Jahre alter Scotch und eine Flasche gut gekühltes Serengetibier beenden bei Kerzenlicht einen aufregenden Abend auf dem überdachten Ostbalkon des Amanihauses.