"La mia Africa"
(Eleonora Bonacossa-Werner, Italien)

Die Einweihung der Magnificat-Kirche in Tansania war der Anlass, aber nicht der Hauptgrund meiner Reise nach Afrika. Mein Interesse galt dem Leben und dem Wirken der "Holy Spirit Sisters", die ich bereits, aber nur ziemlich oberflächlich, aus Mammolshain kannte, vor dem Hintergrund meiner beruflichen Beschäftigung mit der Frauen- und der so genannten Genderforschung. Es interessierte mich, wie sie in die tansanische Gesellschaft eingebunden sind und auf welche Art sie in ihrer Umgebung wirken.

Nachdem die Kronberger Reisegruppe die erste Woche an der Vorbereitung zur Einweihung der Kirche mitgewirkt hatte, sind wir von Sanya Juu nach Rawia, in die Zentrale der Holy Spirit Sisters in Tansania umquartiert worden. Die wunderbar, am Fuße des Kilimandscharos gelegene gepflegte Anlage ist vor ungefähr 40 Jahren entstanden. Umgeben von viel Grün, hohen Bäumen und wunderbar blühenden exotischen Blumen, befinden sich hier verschiedene Strukturen wie z.B. eine Kirche, eine Grundschule, mehrere Wohnhäuser der Schwestern und landwirtschaftliche Gebäude - ein erstaunlich gut organisierter und Freude ausstrahlender Mikrokosmos, der auf mich eine gewaltige Wirkung ausübte. Nicht mit auf Safari gehen oder den "Kili" besteigen, nein, plötzlich hatte ich das große Verlangen den Menschen und nicht den Tieren näher zu sein oder den beeindruckenden Berg zu besteigen. Entgegen meiner ursprünglichen Planung, entschloss ich mich zum Erstaunen der mitgereisten Freunde aus Deutschland, die nächsten Tage hier zusammen mit den Schwestern zu verbringen.

Meine Entscheidung war eine von "oben" inspirierte und stellte sich als wahre Bereicherung heraus.Das kurze Gebet des Jabez ("Herr, segne mich und erweitere mein Gebiet, steh mir bei und halte Unglück und Schmerz von mir fern"), dass ich gerne zwischendurch bete, hat sich für mich verwirklicht. Die Zeit mit den Schwestern war eine fröhliche und "gesegnete" Zeit. Morgens besuchte ich um 06:30 Uhr zusammen mit den Schwestern und anderen Frauen aus der Umgebung die heilige Messe. Die Stimmen und Gesänge in Kiswahili bleiben mir in den Ohren und berührten mich sehr. Vormittags war ich meistens für mich, da alle Schwestern beschäftigt waren und widmete mich der Lektüre, dem persönlichen Gebet und dem Schreiben - mitten in der Natur.

Bei jeder Mahlzeit ergab sich spontan die Möglichkeit mit einer Schwester in einer privaten Atmosphäre zu essen und sich anregend auszutauschen. So ergaben sich wunderbare Gespräche über die Situation der Frauen in Europa und in Afrika, mit Schwester Elisabeth, der Oberin, die es genoss sich mit mir auf italienisch zu unterhalten, mit Schwester Scolastica, eine sehr intellektuelle und äußert weise Frau, mit Schwester Jucunda, einer Ärztin und Kennerin der gravierendsten Gesundheitsprobleme der afrikanischen Bevölkerung und mit Schwester Teresa, Lehrerin und Anlaufpunkt für viele spirituelle Aktivitäten auch außerhalb des Zentrums. Der Austausch war extrem fruchtbar, hat meine Erwartungen weit übertroffen und zur Erweiterung meiner Erkenntnisse geführt. Schmerzhaft war die Erkenntnis, dass beispielsweise aktuell vor allem junge Frauen in Tansania - wie überall auf der Welt - an Aids sterben. Bezeichnend ist andererseits, dass es in Tansania und ebenso nicht nur hier, vor allem die Frauen sind, die körperlich schwere Arbeiten verrichten und Alles am Laufen halten. Die in Afrika leider weit verbreitete Kultur des Krieges und der Gewalt ist ihnen fremd, denn sie sind für das Leben zuständig, sie sind es, die für das Leben kämpfen.

An einem Tag bin ich mit drei Schwestern - Schwester Justa am Steuer - nach Moshi gefahren. Sie hatten ein volles Programm, z.B. Medikamente besorgen, sich einer medizinischen Untersuchung unterziehen, die Post abholen und Vieles mehr. An diesem Tag konnte ich eine Vorstellung von zwei Krankenhäusern der Stadt und einem von den Schwestern geführten Mädchen-College am Sitz des Bischofs gewinnen. Schließlich hatte ich nicht nur die Möglichkeit, den Computerraum zu besuchen, sondern auch hier wieder viele interessante Gespräche mit den Lehrerinnen zu führen und Antworten auf meine Fragen zur Situation der Frauenbildung in Tansania zu erhalten. Langsam bewegt sich etwas zu Gunsten der Frauen - diese Tendenz zeichnet sich ab und der Anteil der Mädchen in der Schule erhöht sich. Leider ist immer noch in der Mentalität der Eltern die Ansicht stark verwurzelt, dass vor allem Jungen Priorität bei der Bildung eingeräumt wird.

Bei dem Fest zu unserem Abschied habe ich mich bei den Schwestern für die Tage, an den ich alleine mit Ihnen zusammen sein dürfte - es war der schönste Teil meines Aufenthalts: "Thank You, now I feel just a little bit like a sister, like You!"