Tafeln mit großer Symbolkraft


Von Alexander Schneider
Kronberg. Der Kronberger Architekt und Kommunalpolitiker Max-Werner Kahl hält sich - wieder einmal - in Tansania, am Fuße des Kilimandscharo auf. Ziel: die Magnificat-Kirche in Sanya Juu. Kahl ist nicht allein unterwegs, wie sollte er auch, denn sein "Handgepäck" war mit 400 Kilogramm doch etwas zu schwer und unhandlich für eine Person. Lange hat es gedauert, bis die in Eiche gehauenen Kreuzwegstationen fertig waren und zum Flugplatz gewuchtet werden konnten. Doch endlich war es soweit. Max-Werner Kahl, Motor einer Bewegung Kronberger Christen, die sich in den vergangenen Jahren unter seiner Projektleitung um die Errichtung der Magnificat-Kirche bemüht haben, konnte erleichtert den Flieger nach Afrika besteigen. Mit dabei: Friedrich Kahl (er hat die Tafeln in mühevoller Arbeit geschnitzt), Waldemar Jonda, Petra Jonda, Angelika Riedel, Franziska Fay, Hildegart Graf und Tina Fay. Voraussichtlich Anfang November will die Gruppe wieder nach Kronberg zurückkehren.

Schwere, deutsche Eiche in der ostafrikanischen Savanne, das hat schon so etwas wie Symbolkraft und soll die Nachhaltigkeit und Standfestigkeit der Kirchenpartnerschaft zwischen Kronberg und Sanya Juu dokumentieren. Die Kirche selbst ist längst fertig und wird, so erklärte Max-Werner Kahl im Gespräch mit der Taunus Zeitung, auch sehr gut angenommen. Die Zusammenarbeit mit den Heilig-Geist-Schwestern in Sanya Juu entwickele sich prächtig. Wie berichtet, hat Kahl die Kirche nicht nur geplant, sondern auch ihre Errichtung an Ort und Stelle entschieden vorangetrieben. Darüber hinaus hat er immer wieder mit Erfolg versucht, andere Menschen für dieses Projekt zu begeistern.

Von Anfang an war für Max-Werner Kahl klar, dass die Kirche lediglich der, wenn auch Architektur gewordene, Rahmen des Projektes darstellen soll. Noch wichtiger als die Kirche selbst sei es, sie mit Leben zu erfüllen und es den Menschen in Sanya Juu zu ermöglichen, ihren christlichen Glauben zu leben. Vor diesem Hintergrund entstand auch während der Weihe der Magnificat-Kirche im vergangenen Jahr die Idee, den Leidensweg Christi, den Kreuzweg, dort sichtbar zu machen. Und von der Idee bis zur Fertigstellung wurde dann nicht mehr locker gelassen.

Friedrich Kahl hatte sich bereit erklärt, die Herausforderung anzunehmen und Station für Station in mühevoller Holzschnitzerarbeit aus schweren Eichenblöcken heraus zu hauen und dem Glauben damit gewissermaßen "Gesicht" und Richtung gegeben. Da es ein deutsch-afrikanisches Gemeinschaftsprojekt werden sollte, hat man sich afrikanischer Assistenz versichert: Einen Engel hat ein Mitglied des einheimischen afrikanischen Stammes als Motiv für seine Schnitzerei gewählt. Zwei Engelsflügel sollen an der Front des Altares befestigt werden.

Durch die verschiedenen Schnitzmethoden werde deutlich, wie verschieden die beiden Kulturen sind und dass sie trotzdem miteinander harmonieren, beschreibt Max-Werner Kahl den dadurch entstandenen Spannungsbogen. Während Friedrich Kahl vor allem deutsche Eiche als Material verwendet hat, hat sein tansanischer Künstlerkollege ein feines, weiches Holz gewählt, um darin den Engel feinfühliger, ausdrucksstärker und detaillierter zu schnitzen, als es in Eiche möglich gewesen wäre.

Doch auch wenn nun die Magnificat-Kirche mit ihrem rund 1000 Quadratmeter großen, freitragenden Dach aus Eukalyptusholz fertig und der Kreuzweg installiert ist, ist das Hilfsprojekt noch lange nicht am Ende. Max-Werner Kahl und seine Mitstreiter arbeiten bereits an der Realisierung einer Begegnungsstätte im direkten Umfeld der Kirche, die die Aufgabe einer deutsch-tansanischen Bildungsstätte übernehmen soll. Mehr noch: Ein Augenarzt soll künftig dort arbeiten, denn in Tansania gibt es sehr viele blinde Kinder. Auch für dieses Projekt hofft Max-Werner Kahl auf die Unterstützung, vor allem finanzieller Art - und das ganz besonders aus der Kronberger Bevölkerung. "Die Hilfe zur Selbsthilfe soll weiter gehen", betont der engagierte Architekt.


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