Jetzt erhält die Kirche von Sanya Juu ihren letzten Schliff


Von Alexander Schneider
Kronberg. Es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen “ diesen Ausruf von Petrus, nachzulesen im Lukas-Evangelium, dürfte auch Max Werner Kahl und seinen Sohn Christian bewegt haben, als die beiden Kronberger die Gemeinschaft der Heilig-Geist-Schwestern von von Sanyayuu in Tansania besuchten und dort gebeten wurden, eine Kirche zu planen. Das liegt nun schon einige Jahre zurück. Es sind auch keine drei Hütten im herkömmlichen Sinne geworden, dafür aber ein multifunktionaler, in Anlehnung an die Massai-Hütten gestalteter Kirchenbau mit einem 1000 Quadratmeter großen, freitragenden Holzdach aus Eukalyptus. Die Kirche steht inzwischen, wurde im Jahr 2004 geweiht und bildet seitdem den kirchlichen Mittelpunkt des Lebens in dieser Region (wir berichteten).

Doch es gibt noch etwas zu tun: Sintflutartige Regenfälle stellen das Dach im wahrsten Sinne des Wortes auf die Zerreißprobe. Trotz der Neigung kann das Wasser kaum schnell genug abfließen, sagt Kahl. Für die Menschen sei es wichtig, die enormen Wassermengen aufzufangen, um sie als Trinkwasser zu nutzen, denn das Grundwasser ist ungenießbar. Kahls Ziel ist es, eine Zisterne für bis zu 100 000 Liter anzulegen. Zunächst geht es aber darum, dem Kirchenraum den letzten Schliff zu verpassen. Hinter dem Altar steht eine vier Meter hohe, konkave Wand, 16 Meter lang. Diese soll nach der mit dem Kirchenbau verfolgten Idee, Glauben, Kultur und Landschaft für die Menschen dort und in Europa erfahrbar zu machen, gestaltet werden.

Für die Gestaltung der Wand konnte Max Werner Kahl einen alten Freund begeistern. Wolfgang Hartmann lebt heute zwar in Bad Homburg, sein Herz schlägt aber immer noch für Kronberg, wo die Kontinente überspannende Idee schließlich geboren wurde. Hartmann ließ sich nicht lange bitten und setzte sich ans Zeichenbrett. Die Gestaltung des Wandmotivs, immerhin 64 Quadratmeter groß, ist bewusst einfach gehalten, denn sie soll von einheimischen Malern ausgeführt werden können.

Hartmann schlägt eine Seccotechnik mit Kunststoff-Dispersionsfarben, eventuell Acrylfarben, die mit Pinseln oder Schwamm direkt auf die Wand aufgetragen werden, vor. Die Farbtöne sollen unbedingt in Mehrzahl die Farben des umlaufenden Fensterbandes in unterschiedlicher Intensität wiederholen. Sie werden in die durch Zirkelschlag und strahlenförmig gezogene Linien umrissenen Wandfelder eingesetzt. Die Figuren der Jungfrau Maria und ihrer Tante Elisabeth werden zuletzt gemalt. Sie sollen zwei schwangere Afrikanerinnen mit ortsüblicher Kleidung und Haartracht wiedergeben.

Der Originaltext des Magnificats (siehe unten) soll auszugsweise von Hand auf das Motiv geschrieben werden. Hartmann schlägt vor, die Textzeilen auszuwählen, die für die Besucher dieser Kirche von Bedeutung sind. Von ihm stammt auch die Idee, den Text statt in Latein auch in der Sprache der Einheimischen “ Kiswahili “ zu übersetzen. Als Mittelpunkt empfiehlt Hartmann, über dem Tabernakel das Symbol der Heiligen Dreifaltigkeit einzusetzen.
Unbewusst und doch augenfällig zitierte Hartmann damit quasi die Keimzelle des Kirchenbauprojekts, Schönbergs Albanuskirche. Auch dort befindet sich über dem Altar in der rückwärtigen Wand ein Auge. Die Ostung, ein kleines, ovales Fenster, durch das die aufgehende Sonne wie durch ein Auge in die Kirche hinein schaut.

Meine Seele preist die Größe des Herrn
Meine Seele preist die Größe des Herrn. Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Der Mächtige hat Großes an mir getan. Sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben.

Der Text des Magnificats in der Kirche von Sanyajuu in Kiswahili:
Moyo wangu, wamtukuza Bwana. Roho yangu, inamshangilia Mungu Mwokozi wangu. Ameuangalia, unyenyekevu wa Mtumishi wake. Tokea sasa, vizazi vyote wataniita mwenye heri. Mwenyezi, amenitendea makuu. Jina lake ni Takatifu. Huruma yake, ni kwa vizazi na vizazi. Wenye njaa, amewashibisha mema



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