Vom Kigoda bis zum Kopfgeschirr für Kühe Dutzende Exponate für das Museum des "Amani-Hauses" in Sanya Juu - Kronberger Projekt vor der Fertigstellung

Das zu Füßen des Kilimandscharo gelegene, tansanische Sanya Juu entwickelt sich immer mehr zu einer Art Kronberger Botschaft christlich-partnerschaftlichen Miteinanders.


Max-Werner Kahl und Schwester Eugenia wollen in der Begegnungsstätte im tansanischen Sanya Juu
ein Museum mit alten deutschen und afrikanischen Gebrauchsgegenständen einrichten,
gleichsam als Spiegel der Kulturen. Foto: Schneider


Von Alexander Schneider
Kronberg. Nach der mit Spendenmitteln aus Kronberg finanzierten und von Architekt Max-Werner Kahl ins Werk gesetzten Magnificat-Kirche (wir berichteten) geht nun das nächste Großprojekt seiner Vollendung entgegen. Die deutsch-afrikanische Begegnungsstätte ist von außen fast fertig, nur von innen muss sie noch mit Leben erfüllt werden.

Außer der Idee, dort interkulturell zu feiern und voneinander zu lernen, soll auch ein Museum mit Gebrauchsgegenständen vergangenen täglichen Lebens, Küchen- und Handwerksutensilien sowie Einrichtungsgegenstände einziehen. Kahl hatte jetzt mit Schwester Eugenia eine hochrangige Repräsentantin der Heilig-Geist-Schwestern, die ihre Zentrale in Mammolshain haben, bei sich zu Gast. Die in Tansania aufgewachsene, zum Stamm der Chagga gehörende Ordensfrau ist die internationale Leiterin des Heilig-Geist-Ordens und nimmt von Anbeginn an regen Anteil am Fortschritt der Idee, die auch zum Bau einer Nebenkirche im etliche Kilometer von Sanya Juu entfernten Himo geführt hat, wo auch ein Frauenhaus entstanden ist.

Mit großen Augen stöberte Schwester Eugenia in dem Karton, in dem Kahl bereits Dutzende Exponate gesammelt hat. Obwohl die Nonne die Geräte zuvor noch nie gesehen hatte, wusste sie bei etlichen spontan, wofür sie gedacht sind: "Ein Beweis gemeinsamer Wurzeln!" Einige Geräte muss Kahl aber auch erst erklären. Etwa das Kopfgeschirr für Kühe, das verhindert, dass sie gegenseitig an den Eutern saugen und die Milcherträge schmälern. Die Geschirre sind mit gezackten Rädchen versehen. Kommt eine Kuh einer Artgenossin damit zu nahe, weicht die andere zurück. Backutensilien, Bügeleisen, eine Kaffeemühle, Schuhe, Kämme, Körbe, Mörser - die Auswahl ist groß.

Ein kleiner Schemel zum Draufsetzen

Ganz anders ist das in der Heimat von Schwester Eugenia: "Wir haben keine Museumsstücke", sagt sie. Ähnliche Gegenstände und Gerätschaften gebe es zwar auch, sie würden aber benutzt, bis sie kaputt gehen. Sie sei dennoch zuversichtlich, dass sich etliche finden. Einen besonders interessanten Gegenstand hat sie mitgebracht, ein etwa 20 Zentimeter hohes Stück geschnitztes Hartholz, das etwa die Form eines Pilzes hat. Es ist ein Kigoda, ein kleiner Schemel zum Draufsetzen, aber auch um den Kopf beim Schlafen darauf zu betten. Durch die Form kommt kein Ungeziefer in die Ohren des Schläfers.

Von eher symbolischer Bedeutung: der Kata ya Pombe, ein aus einem Hartkürbis geformter, von einem Holzspieß mit Griff durchstochener Becher, der die Runde macht und immer wieder nachgefüllt wird. "Das verbindet alle, die daraus trinken", so Schwester Eugenia, die mit traurigem Unterton fortfährt: "Unsere Kultur stirbt." Das beginne damit, dass die Kinder fast nur noch die Landessprache Kisuaheli lernen und die Sprachen der 21 Stämme des Landes wohl keine Zukunft mehr haben werden. Aufgrund der in der Landbevölkerung herrschenden Armut verließen jungen Leute ihre Dörfer und ließen dabei ihre Kultur zurück. Deshalb sei dieses Haus der Begegnung, in dem sich die tansanische Kultur erhalten, entfalten und erforschen lasse, auch so wichtig. Dass es bilingual "Amani-Haus" (Amani: Frieden) heißen werde, unterstreiche das Gemeinsame zwischen Deutschen und Afrikanern.

Das "Amani-Haus" wird im Herbst 2010 eingeweiht. Dann wird auch eine Delegation aus Kronberg nach Tansania reisen.

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